Rechte Chatgruppe: Prozess gegen Neuköllner Polizist Detlef M. vertagt

„Vergangenen Mittwoch sollte gegen den Neuköllner Polizisten Detlef M. verhandelt werden. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, in einer Chatgruppe der Neuköllner AfD Polizeiinterna verbreitet zu haben, etwa über den Anschlag auf den Breitscheidplatz. Zudem teilten die zwölf Mitglieder, darunter vier Polizisten, offenbar verfassungsfeindliche und menschenverachtende Inhalte miteinander (tagesspiegel.de). Teil der Chatgruppe war auch der damalige AfD-Kader Tilo P., der Ermittler:innen als einer der beiden Hauptverdächtigen in der rechtsextremen Anschlagsserie in Neukölln gilt. Dieser werden seit 2013 mindestens 72 Straftaten zugeordnet.

Klar ist, dass Tilo P. und sein Kompagnon und mutmaßlicher Mittäter, der bekannte Neonazi Sebastian T., systematisch Menschen ausgespäht haben, die sie als ihre „Feinde“ betrachteten. Eine der Betroffenen der Anschlagsserie, Christiane Schott, erhob nun im Rbb den Vorwurf, dass der Polizist Detlef M. an diesen Ausspähungen beteiligt gewesen sei. „Für mich ist es bis heute unfassbar, dass ein Polizist gemeinsam mit jemandem, der mutmaßlich für Terroranschläge im Süden Neuköllns verantwortlich ist, in der AfD aktiv ist. Wem soll ich denn noch vertrauen?“, sagte Schott dem Rbb. Detlef M. soll selbst in der Hufeisensiedlung leben und bis vor kurzem Nachbar der Familie Schott gewesen sein. „Der konnte von seinem Balkon aus in unseren Garten schauen, der konnte sehen, ob wir da sind oder nicht“, sagte Schott.

Ob der Polizist sie tatsächlich ausgespäht hat, wird sich wohl nie wirklich klären lassen. Klar ist aber, dass M. sich mit anderen Mitgliedern der erwähnten Chatgruppe über die Betroffenen der Anschlagsserie lustig machte. So geht aus dem internen Abschlussbericht der Soko „Fokus“, die die Ermittlungen zu der Serie noch einmal aufgerollt hatte, hervor, dass etwa der Brandanschlag auf den Rudower Buchhändler Heinz Ostermann diskutiert und lächerlich gemacht wurde. In diesem Zusammenhang wurde offenbar auch die Initiative „Hufeisern gegen Rechts“ erwähnt, der Schott angehörte.

Auch gegen Tilo P. und Sebastian T. wurde, wie berichtet, Anklage erhoben. Ob das Gericht die Anklage allerdings überhaupt zulässt, ist bislang nicht entschieden. Der Prozess gegen den Polizisten Detlef M. wurde derweil vergangenen Mittwoch vertagt. Christiane Schott und ihre Familie haben die Hufeisensiedlung mittlerweile verlassen: Nach zehn Jahren Anschlägen zog die Familie vergangenen Sommer um.“

Quelle: Tagesspiegel Leute, Berlin-Neukölln vom 09.02.2022